Damenriegenreise 2014

Damenriegenreise 30./31. August 2014 ins Wallis

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Am Samstag, 30. August, traf sich nur ein kleines Grüppchen bei der Post in Hausen. Das Ziel der diesjährigen Damenriegenreise war zwar wie jedes Jahr unbekannt, aber unsere Organisatorinnen Simone und Martina hatten an alles gedacht. Die nicht in Hausen lebenden Turnerinnen durften an anderen Orten zusteigen. So stiessen dann noch zwei Turnerinnen in Baar und anschliessend zwei in Zürich zur Gruppe. Silvia war – man staune – sogar am Morgen von Schaffhausen angereist, wo sie extra für unser Reisli vorzeitig ein Geschäftsweekend abgebrochen hatte!
In Zürich setzten wir uns, nun endlich vollzählig, in den vollgestopften Zug nach Bern. Leider fanden wir aber keinen Sitzplatz und mussten uns daher auf der Treppe des Zuges niederlassen. Simone liess uns aber diesen etwas unbequemen Sitzplatz bald vergessen, da sie uns feine Gipfeli und ein Proviantsäckli mit Snacks samt kaltem Dosenkaffee und Aperol überreichte.
In Bern stiegen wir aber nicht aus, sondern fuhren weiter nach Visp, wo wir jetzt zum Glück in den fast leeren Regionalzug umsteigen konnten. Die Spannung stieg, wo würde unsere Reise enden? Als wir in St. Léonard den Zug verliessen, war dann endlich das Rätsel gelöst, denn Vreni hatte dort auch schon mal den Lac Souterrain besucht. Der Lac Souterrain ist der grösste unterirdische See Europas. Ein kurzer Spaziergang führte uns zum Eingang der Grotte. Dort stiegen wir in ein grosses langes Boot, das von einem Führer gekonnt mit zwei Rudern über den kristallklaren See fortbewegt wurde. Wir erfuhren viel Interessantes über den unterirdischen See, genossen die schöne Stimmung in der romantisch beleuchteten Grotte und entdeckten ein versunkenes Boot und grosse Fische. Aber auch unsere Phantasie war gefragt, denn an einer Stelle gab es ein Krokodil zu entdecken, an einem anderen Ort eine gigantische Schildkröte. Beim Aussteigen aus dem Boot hatten wir aber kurz ein Problem, denn auf nicht zu übersehbaren Schildern stand geschrieben, dass man doch bitte das Trinkgeld für den Bootsführer nicht vergessen soll! Auch der Führer machte uns nochmals unmissverständlich darauf aufmerksam – was aber, wenn man kein Kleingeld dabei hat oder das Geld im Rucksack gelassen hat? Martina half uns grosszügig aus der Patsche und verteilte uns allen einen „Batzen“, den wir ins bereitgestellte „Kässeli“ werfen konnten.
Anschliessend verpflegten wir uns alle in einem kleinen Park aus unserem Rucksack. Wir genossen das wunderschöne Wetter, fütterten eine dicke Katze mit unseren Resten und lösten ein witziges Rätsel über den Walliser Dialekt. Nach dem Auflösen des Rätsels durch Martina waren wir nun Walliserdeutschprofis und wussten, dass ein „Hosupantli“ ein Dreikäsehoch und ein „Grüezini“ ein Deutschschweizer ist!
Zurück ging es mit der Bahn nach Visp. Dort hatten wir noch etwas freie Zeit, bis der nächste Zug eintreffen würde. Diese nutzten wir, um den gleich neben dem Bahnhof liegenden Sherpa-Shop zu stürmen. Einige der Turnerinnen packten die Gelegenheit und vervollständigten ihre Ausrüstung für die bereits angekündigte Wanderung mit Wandersocken.
Weiter gings nach Mörel. Dort war dann endlich klar, was das zweite Ziel unserer Reise war! Der Aletschgletscher wartete auf uns! Mit der Seilbahn fuhren wir zur Riederalp. Anschliessend machten wir eine kurze Wanderung hoch zur Riederfurka. Im Berghotel Riederfurka, das zu den Art Furrer Hotels gehört, erholten wir uns vom steilen Aufstieg auf der sonnenbeschienenen Terrasse des Restaurants und bewunderten die schöne Aussicht. Bevor es zum gediegenen Abendessen im modernen Speisesaal ging, bezogen wir unseren Massenschlag im nebenan liegenden Chalet.
Als alle ihre Habseligkeiten verstaut und den Schlafsack ausgerollt hatten, genossen wir noch einen Apéro in der Bar, der uns von einem urchigen Bergler mit langem Bart und Gletscherbrille samt kariertem Hemd, serviert wurde. Das Bild wurde nur etwas dadurch gestört, dass der Bergler nicht ein Einheimischer war, sondern aus unserem lieben Nachbarland stammt! Beim Abendessen mussten wir uns dann noch entscheiden, ob wir am nächsten Tag den ganzen Weg, eine ca. 5 stündige Wanderung bis zum Aletschgletscher machen wollten, oder ob wir einen Teil des Weges mit der Seilbahn zurücklegen wollten. Bei dieser Variante muss man aber zuerst wieder runter zur Riederalp laufen. So konnten sich dann doch alle für die längere Wanderung begeistern, obwohl einige Turnerinnen darauf hoffen mussten, dass ihre Füsse die lange Wanderung in den neuen Wanderschuhen überstehen würde.
Nach dem Abendessen überraschten uns Iris und Silvia dann damit, dass sie die von den Organisatorinnen bei der Zugfahrt gestellte Aufgabe so schnell in die Tat umgesetzt hatten. Die Aufgabe war, zum Thema Wallis irgendeinen Beitrag beizusteuern. Iris und Silvia präsentierten uns „Google sei Dank“ ein fixfertiges Quiz über die 4000er der Walliser Alpen. Wir staunten darüber, dass das Wallis 22 vollständig im Wallis gelegene Viertausender und 19 auf der Grenze liegende Viertausender besitzt. Die restlichen Turnerinnen hatten aber die Aufgabe schlecht gelöst und konnten nichts ausser ein paar klägliche Spielvorschläge vorweisen.
Nach einer ziemlich unruhigen Nacht, in der wir leider zu viel von einer lauten betrunkenen Männerschar mitbekamen, machten wir uns nach einem feinen Frühstück auf den Weg zum Aletschgletscher. Zuerst ging es durch einen schönen Fichtenwald samt Fliegenpilzen hoch zur Hohfluh, wo wir aber wegen des ziemlich dichten Nebels nichts von der tollen Aussicht sahen. Wir wanderten weiter – jetzt hätte man eigentlich den Aletschgletscher sehen müssen, aber wir sahen nur Nebel. Langsam wurde die Stimmung immer schlechter – würden wir wirklich eine 5-stündige Wanderung machen, ohne den Aletschgletscher bestaunen zu können? Aber dann plötzlich wie aus dem Nichts riss der Nebel auf und wir erblickten den imposanten Gletscher. Wir waren nicht mehr zu halten und hielten diesen Moment in vielen Fotos fest, wussten wir doch nicht, wie lange diese Aufhellung halten würde…
Aber das Glück war mit uns und das Wetter wurde immer besser. So konnten wir uns auf der langen Wanderung entlang des Gletschers mehr als daran sattsehen und konnten sogar noch ein bisschen Sonne tanken. Wir hörten auch den Warnpfiff von vielen Murmeltieren und Daniela entdeckte auch prompt zwei auf einem Felsen – oder waren es vielleicht doch nur braune Steine – leider hatten wir kein Fernglas dabei um das Ganze näher zu betrachten! Sonja war auch ganz begeistert von den drolligen Bergschafen, die unseren Weg kreuzten. In der Gletscherstube beim Märjelensee stärkten wir uns dann bei einem feinen Mittagessen. Aber leider konnten wir nicht lange sitzen bleiben, da ja noch ein fast 5-stündiger Heimweg mit Seilbahn, Zug und Postauto vor uns lag.
Also machten wir uns auf den Weg runter zur Fiescheralp. Zum Glück konnten wir den Weg abkürzen, indem wir durch einen nur spärlich beleuchteten, endlos scheinenden Tunnel liefen. Während wir enorm achtgeben mussten, dass wir wegen der vielen Pfützen, fast schon Seen, trockenen Fusses ans andere Ende des Stollen gelangten, rätselten wir darüber, zu welchem Zweck wohl dieser Tunnel gebaut worden war. Aber erst das Nachforschen zu Hause im Internet gab uns die Antwort auf diese Frage: Der 1000m lange Tunnel wurde vor über 100 Jahren als Entlastungsstollen für den immer wieder überlaufenden Märjelensee gebaut. Heute wird er aber nicht mehr zu diesem Zweck gebraucht, da der Aletschgletscher zurückgegangen ist und den See nicht mehr speist. Daher dient der Stollen den Wandern heute als Abkürzung. An die alten Zeiten erinnert aber immer noch ein Marienalter, der mitten im Tunnel in einer Nische steht.
Von der Fiescheralp ging es dann mit der Seilbahn runter nach Fiesch. Kaum in den Zug gestiegen, begann es bereits zu tröpfeln und bis wir nach vielen Stunden in Hausen ankamen, hatte das Wetter zu Dauerregen gewechselt. Glücklich über das riesen Wetterglück, dass uns an dem Weekend beschert war, verabschiedeten wir uns. Nur eine der Turnerinnen hätte gerne noch etwas die Reise verlängert, denn wegen eines vergessenen Schlüssels musste sie zu Hause auf dem Gartensitzplatz auf ihre Liebsten warten…
Herzlichen Dank an Martina und Simone für das Organisieren dieser tollen Reise. Es hat riesen Spass gemacht!

Claudia Hotz

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